Das verschwundene Museum. Die Berliner Skulpturen- und Gemäldesammlungen 70 Jahre nach Kriegsende

Bode-Museum, Saal 257, Fotoabzüge in Originalgrößem von Gemälden und Abgüsse von Skulpturen – alle Werke seit 1945 verschollen. Foto: Antje Voigt, Berlin
Bode-Museum, Saal 257, Fotoabzüge in Originalgrößem von Gemälden und Abgüsse von Skulpturen – alle Werke seit 1945 verschollen. Foto: Antje Voigt, Berlin
Antonio Rossellino, Madonna mit Kind, ca. 1450, Marmor, Zustand nach der Rückführung aus der Sowjetunion 1958 und Zustand nach der Restaurierung 2012, Foto: J. P. Anders, Berlin und Antje Voigt, Berlin
Antonio Rossellino, Madonna mit Kind, ca. 1450, Marmor, Zustand nach der Rückführung aus der Sowjetunion 1958 und Zustand nach der Restaurierung 2012, Foto: J. P. Anders, Berlin und Antje Voigt, Berlin

Führung durch Julien Chapui

21. Mai 2015

Zum 70. Mal jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Erinnerung an den Mai 1945 ist aber auch für die Staatlichen Museen zu Berlin mit dem Verlust von Sammlungsbeständen verbunden. In den Tagen um das Kriegsende zerstörten zwei Brände im Flakbunker Friedrichshain zahlreiche Kunstwerke, die dorthin zum Schutz ausgelagert waren, darunter Spitzenwerke der Sammlungen.

 

Im weiteren Verlauf des Jahres 1945 gelangten große Teile der Museumssammlungen unter die Kontrolle der Alliierten. Der überwiegende Teil dieser Bestände kehrte erst in den 1950er Jahren in die inzwischen geteilte Stadt Berlin zurück. Hinzu kamen in den Nachkriegswirren Diebstähle durch Privatpersonen, deren Umfang schwer abzuschätzen ist. Die Folgen des Krieges und der Nachkriegszeit für die Sammlungen des Kaiser Friedrich-Museums, des heutigen Bode-Museums, wirken bis heute nach. Die Gemäldegalerie verlor etwa 400 Bilder und die Skulpturensammlung ein Drittel ihrer Bestände. Von den Bildwerken, die zurückkehrten, waren viele schwer beschädigt.

  

 Die Ausstellung "Das verschwundene Museum" beleuchtet die historischen Umstände der Brände 1945 und das nachfolgende Schicksal der Kunstwerke. Anhand von Gipsabgüssen und fotografischen Abzügen in Originalgröße sollen die verlorenen Hauptwerke der Berliner Skulpturen- und Gemäldesammlungen wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. Ein Schwerpunkt der Ausstellung widmet sich den ethischen und praktischen Problemen bei der Restaurierung kriegsbeschädigter Kunstwerke. Dieses Thema wird in der Fachwelt kontrovers diskutiert und ist auch dem Zeitgeist und somit Veränderungen unterworfen.

  

Dr. Julian Chapuis, Leiter der Skulpturensammlung und Kurator der Ausstellung führt durch die Exposition.